Montag, 27. Juni 2016

Ohne Hilfe Kette bäumen


Uff, geschafft!
Das war ein Akt!

Nachdem ich nun fein säuberlich die Kette genau so, wie Laila Lundell es in "Das große Webbuch" erklärt, geschärt und vorgekämmt habe, wollte ich heute morgen endlich bäumen. Aber was tun, wenn man gerade keine Hilfe zum Festhalten hat?


Anfänglich nahm ich das neue Spulengestell zu Hilfe und band die beiden Stränge daran fest. Es ist recht schwer und ich hoffte, es bliebe stehen bzw nur sanft auf Zug über den glatten Steinboden gleiten. Tat es aber nicht.
Nach einigen Versuchen gab ich diesen Gedanken auf.

Aber wie stellt man es an, die Kette auf Zug zu halten (gleichmäßig bitte schön), gleichzeitig das Rad des Kettbaums zu drehen und Pappstreifen einzulegen?

Nach vielen weiteren Versuchen schaute ich mir schnell nochmal dieses Ashford Video an.
Toll, dachte ich, klappt ja bei Katie, muss also auch bei mir funktionieren.
Tat es aber nicht…die Kette ist zu breit und die Arme zu kurz, denn ich hab ja schon vorgekämmt, das heißt: der Kamm ist schon im Schlagbaum. Außerdem ist mein"Kleiner" ja auch etwas breiter und tiefer als ein Katie Loom!


Also habe ich mich kurzer Hand hinter den Webstuhl gestellt, nahm die Kette mit der rechten Hand führte sie unter dem  Streichbaum durch nach oben bis über die Hebel (Hmmm Streichbaum?...heißt das so?.... die Querlatte vorne, bevor das Gewebte auf den Warenbaum gewickelt wird).
Dabei musste die Hand so positioniert sein, dass sich die Fäden nicht in den Hebeln verfangen.
Das ging leicht, denn man kann den Ellbogen dabei auf der Abdeckung der Schäfte abstützen.
Die Kettzöpfe liegen dabei auf dem Rücken
Und so, in dieser etwas eigentümlich anmutenden Körperhaltung konnte  mit der linken Hand drehen, die Kreuzlatten Richtung Kamm schieben und Pappe einlegen.


Klar, man muss immer wieder unterbrechen, nachgreifen und kontrollieren, ob die Fäden auch wirklich gleichmäßig Zug bekommen, aber mit dieser Methode bin ich für Fälle, wo eben keiner im Haus ist, doch ganz zufrieden. Den letzten Rest konnte ich von vorne machen.

Jetzt bleibt nur abzuwarten, ob es beim Weben tatsächlich in Ordnung ist.

Auf jeden Fall kann ich sagen, dass dies meine bislang sauberste/ ordentlichste Kette geworden ist, was ich nicht zuletzt dem Schritt "Vorkämmen" verdanke, der die Kette schon vor dem Bäumen auf die spätere Breite bringt. Leider muss man das im weiteren Verlauf der Vorbereitungen ja dann nochmal machen. Also will ich nicht weiter plappern, sondern mich daran machen, erst einmal die Litzen einzuziehen bevor der Kamm endgültig bestückt wird.



Freitag, 24. Juni 2016

Das Spulengestell

Meine handwerklichen Fähigkeiten beschränken sich wirklich auf wenige Dinge.
Mal einen Wasserhahn auswechseln, ok! Tapezieren, Anstreichen und so weiter….alles kein Problem. Aber Holzarbeiten und der Umgang mit „schwerem Gerät“ wie Kreis- und Stichsägen…na ja…nicht so ganz mein Ding.

Trotzdem versuche ich es immer wieder (siehe Schärbrett). Klar, der Fachmann würde sagen: „mehr schlecht, als recht“. Doch solange das, was man gebaut hat, auch funktioniert, kann ich mit diesem Urteil leben, denn Schreinern ist ja ein Lehrberuf und ich hab’s eben nicht gelernt.

Nun kam dieser Tage der Gedanke bei mir auf, ein Spulengestell zu bauen. Es scheint mir notwendig zu sein, denn die kleinen Cotton-Lin Konen kann man ja wegen der überstehenden Pappspule im Innern nicht aufrecht stellen, um einigermaßen korrekt abzuwickeln.

Tagelang hab ich mir den Kopf zerbrochen, wie ich das wohl mit möglichst wenig Aufwand hinbekommen könnte, vor allem auch darüber, ob das mit meinem Werkzeugbestand möglich ist. Die Stichsäge hat vor ein paar Wochen aus Altersgründen den Geist aufgegeben! Stunden habe ich im Handwerkermarkt verbracht, um eine Lösung zu finden, die mir das Sägen und auch den Neukauf erspart. Sogar über eine Konstruktion mit Alfer System Profilen hab ich nachgedacht, die man immer nur bei Bedarf zusammen steckt und ansonsten "klein" zusammengepackt verstauen kann.

Nun, manchmal bringt dich ein Gespräch mit einem Freund , der sich wie kaum ein anderer mit Holz auskennt, ein Stück weiter: „Nimm doch einfach einen Tischbock und arbeite ihn etwas um“.

Da fiel es mit wie Schuppen von den Augen!

Zwei Tischböcke stehen seit ewigen Zeiten unbeachtet in meinem Keller, die genau die richtige Form haben und zudem noch höhenverstellbar sind. Einfacher geht’s ja wirklich nicht!



Jetzt brauchte ich also nur noch:

- ein Querbrett, um die Standfläche für die Konen zu verbreitern und die Konenträger anbringen zu können ( war vorhanden)
- Rundholz ( musste gekauft werden), auf das die Konen aufgesteckt werden und
- Metallösen als Fadenführung ( "Schlaufen" heißen die).



Jetzt will ich nur noch die unschönen, alten Farbreste abschleifen und das Holz lackieren.

Wenn ich dann später vielleicht wirklich mehr als 4 Konen gleichzeitig abwickeln will, kann ich immer noch im oberen Teil  zwei Holz- oder sogar Metallstäbe quer einfügen.


Manchmal hat es doch Vorteile, wenn man nicht immer alles gleich wegwirft ;-)


Montag, 6. Juni 2016

Weben 4 - Zwei Küchentücher aus Baumwolle

Kurzentschlossen habe ich vor ein paar Wochen nun doch eine kleine Menge Baumwolle im Netz gekauft...ohne zu wissen, ob das überhaupt die richtige Qualität ist für meine Vorhaben.



Aber was solls?

Ich bin ja noch in der Übungsphase, möchte aber doch die erstellten Projekte gerne am Ende nutzen können.  Mittlerweile weiß ich, dass für Küchentücher wohl Cottolin ( Baumwolle/Leinen Mischung) das geeignete Garn ist...oder eben ein reines Leinen. Kommt Zeit, kommt Garn.

Dennoch habe ich mich mit meinen Errungenschaften sofort an die Planung gemacht und hin und her gerechnet.
Letztendlich bin ich bei 514 Fäden für die Kette angekommen und habe ein 100er Blatt genommen.
Meine Unsicherheit hat mal wieder zu einigen vermeidbaren Fehlern geführt...so habe ich zum Beispiel vergessen, eines der Kreuze zu sichern. Das hatte verheerende Folgen- wie man sich denken kann- beim Bäumen. Nun ja, am Ende habe ich eine schier endlose Zeit für das Fädeln durch die Litzen und das Blatt gebraucht, aber es ist doch noch alles gut gegangen und  mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden.






Um endlich Antworten auf all meine drängenden Fragen zu bekommen und die Unsicherheit auszumerzen, habe ich beschlossen, einen Webkurs zu besuchen. Gar nicht so einfach, wenn man in einem Winkel des Landes wohnt, wo das Weben keine Tradition und wenig Anhänger hat.
Mein Weg wird mich nun in ein paar Tagen nach Berlin führen und ich freue mich jetzt schon sehr auf dieses Erlebnis. Mehr darüber beim nächsten Mal. :-)