Sonntag, 3. Mai 2015

Lilly




Nein, ich gehöre wirklich nicht zu den Leuten, die unter einem Mangel an Toleranz leiden. Jeder soll tun, was er/sie für richtig hält, solange meine persönliche Grenze nicht überschritten wird.
Und ich gehöre auch nicht zu denen, die in Bezug auf Haustiere bestimmte Präferenzen haben.
Mir stellt sich die Frage erst gar nicht: Hund oder Katze? Nur wenn Lilly- Lilly ist meine Katze- sich zum Monster entwickelt, dann wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass aus Lilly ein braver Hund werden möge. So wie Locke einer war.

Oh- Locke! Sie war meine kleine Pudeldame, deren schreckliches Schicksal, im Tierheim gelandet zu sein, mein tierliebendes Herz so gerührt hat, dass ich die Tatsache, dass sie ein Kleinpudel war, völlig übersehen habe und sie mit nach Hause nahm. 

Pudel…so jedenfalls meine bis dahin nicht vorhandene Erfahrung- sind ja verwöhnte, kläffende Primadonnen, die zu nichts Nutze sind. Dachte ich!

Mit gesenktem Haupte gebe ich nach mehr als 10 Jahren gemeinsamen Lebens zu, dass dies bei weitem nicht so ist. Das stellte die Kleine schon von Anfang an klar. Sie war die liebste Hündin, die mir je begegnet ist und hat alles, aber auch wirklich alles mitgemacht, was man ihr an Entertainment so zu bieten hatte. Sie war gelehrig, gewitzt, immer guter Laune und absolut kein Kläffer.
Aber ich schweife ab und verliere mich in Schwärmereien.

Zurück zu Lilly. Katze! Weiblich! Knappe 10 Monate alt. 
Noch dazu ein „Wunschkind“, als Locke in den Hundehimmel abgereist war und die große Lücke, die sie hinterlassen hat, gefüllt werden musste.



Die Vierte in meinem Haushalt und die erste Dame!
Vielleicht ist das der Grund, warum sie einen solch ausgeprägten Hang zu allem hat, was mit Fäden zu tun hat. Das Filigrane liegt uns Frauen nun mal. Keiner meiner drei Kater hat Fäden auch nur beachtet!

Ich frage mich, ob Lilly vielleicht nicht doch lieber ein Mensch wäre, damit sie endlich aus all diesen Fäden, Garnen, Wollknäulen, die sich in meinem Haushalt befinden, etwas Brauchbares herstellen kann. Stricken vielleicht? Häkeln? Denn das sind die Dinge, die auch ich gerne tue. Und dazu braucht Frau nun mal eben Fäden, jede Menge Fäden.  

Zeit genug, um über dieses Thema nachzugrübeln, habe ich ja, denn …

Jedes Mal, wenn ich an meine Vorräte gehe, um vielleicht ein bereits angefangenes Projekt weiter zu verarbeiten, scheitere ich, weil Lilly - kontraproduktiv, wie sie in ihrem Frust, dass sie  n i c h t stricken kann,  nun mal ist – wieder ein Knäuel zerlegt hat.

Sie stiehlt -heimlich. Zwängt sich mit Macht durch die stets verschlossene Tür- wie,ist mir ein Rätsel - und geht auf Eroberungstour. Ohne mein Wissen und hinter meinem Rücken!

Ihr Beutezug ist immer erfolgreich, weil immer noch- trotz all meiner Bemühungen, alles in Schränken zu verstauen- der ein oder andere Karton mit angefangenen Arbeiten auf dem Boden stehen muss. Platzmangel! Jede leidenschaftliche Strickerin kennt das.

Nein, sie hat die säuberlich angeordneten Fäden nicht nur aus ihrer gewickelten Ordnung gebracht- nein! Sie hat sie auch noch zerbissen, zerrissen, aufgedröselt, verfilzt.



Und so sitze ich da, Stunde um Stunde und versuche, aus diesem Chaos wieder strickbares Garn zu machen….

Still für mich denke ich dabei an Loriot, der in einem seiner Sketche am Ende sagt:

"Morgen bringe ich sie um!"

3 Kommentare:

  1. Och, ... ich hatte auch schon den Moment wo ich mich gefragt habe ob Katze am Spieß möglicherweise eine Delikatesse sein könnte. ;-)

    Ich kann jedoch vermelden, dass der Hang zu Fäden nicht nur den Katzendamen anheim ist. Unser Pupertierchen - ebenfalls 10 Monate - derzeit in der besten Kater Sturm- und Drangphase läßt keinen unbeobachteten Moment aus mein Gestrick zu erlegen oder sich mit wachsender Begeisterung durch meine Spinnfasern zu wühlen. Kommt er jedoch später Köpfchengebend angeschmusert .... wer kann da schon Böses denken. :-)

    Grüßle Steffi

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Ingrid
    Ich musste grinsen, meine Lilli lässt die Wolle Wolle sein. Sie ist nun seit 2 Jahren bei mir und wusste nicht was das ist. Sie ist jetzt 12.5 Jahre alt. Aber die 2 Damen vor Lilli, das waren auch so Monster, nur könnte ich denen nie böse sein.
    LG Romi

    AntwortenLöschen
  3. Ach wie gut zu Hören, dass es anderen Katzenmamas auch so ging/geht.
    Und natürlich kann auch ich nicht so richtig böse sein.
    Es ist für mich halt nach über 10 Jahren Katzen-freier Zeit wieder etwas gewöhnungsbedürftig, dass sie soviel Unsinn anstellen. An gemütliches Handarbeiten abends vor dem Fernseher ist seit Monaten gar nicht mehr zu denken.
    Sobald ich auch nur ein Knäuel in die Hand nehme, ist Lilly da, um mir eindeutig klar zu machen, dass es gefälligst ihr zur Verfügung zu stehen hat.
    Ich gebe selbstverständlich klein bei, verlege mich auf's Kraulen und lass mir die Beine wärmen. So sind wir dann beide einigermaßen zufrieden ;-)
    LG
    Ingrid

    AntwortenLöschen